Hier stoßen Kurt Schütz und ich zum ersten Mal auf Rattan. Insgesamt
gibt es ca. 600 verschiedene Rattanarten, nur 40 lassen sich
allerdings zu Möbeln oder Wohnaccessoires weiterverarbeiten. Die
edelste Variante, die Kurt Schütz in seiner Firma ausschließlich
verarbeitet, ist Manau. Exakt diese Art wird in Samboja gezüchtet
und im Wald angepflanzt. Genau dorthin soll es jetzt endlich gehen.
Vorbei an zwei künstlich angelegten Inseln, auf denen eine Heimat
für verletzte und verhaltensgestörte Orang-Utans geschaffen wurde,
geht es zum Ausgangspunkt unserer mehrstündigen Dschungel-
Tour. Gott sei Dank werden wir von einem Guide begleitet, der uns
– mit Machete bewaffnet – sicher durchs Dickicht führt. Alleine hätten
wir uns nicht nur hilflos verirrt, wir hätten zudem auf eine Vielzahl
an Informationen verzichten müssen. Alle paar Meter stoppen
wir und erfahren die überraschendsten Storys über die Pflanzen,
die hier wachsen: Gräser mit Heilwirkung, exotische Früchte, die bei
uns gänzlich unbekannt sind oder Bäume, die sich nicht nur zu Bauoder
Möbelhölzern weiterverarbeiten lassen, sondern als Spender
von Naturmedizin und Produzent von Nahrungsmitteln gleich Mehrfachnutzen
versprechen. Dazwischen finden wir auch das, weswegen
wir eigentlich hierher gekommen sind: Rattan.
Rattan ist keine schöne Pflanze, und es lässt sich nicht einmal
ansatzweise erkennen, dass man daraus schöne und qualitativ
hochwertige Möbel bauen kann. Ab einer gewissen Pflanzengröße
schlängelt sich Ratten wie ein grünes, extrem stacheliges Band
zum nächsten Baum, den es hochklettert, um von dort aus zum
nächsten Baum hinüber zu wachsen.
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Verarbeitet werden kann
nur der Kern der Pflanze, der von Arbeitern noch vor Ort im Wald
freigelegt wird, um dann zur Weiterverarbeitung in die Fabriken,
meist auf Java, transportiert wird. Eine harte und Schweiß treibende
Arbeit, weiß Kurt Schütz zu berichten. Um so mehr ärgert es
ihn, wenn dann Rattanstühle in Deutschland als Billigprodukte für
19 Euro verramscht werden. Schweiß gebadet sind auch wir, als
wir am späten Vormittag wieder in der Lodge eintreffen. Nach einer
kurzen Lunch-Pause erleben wir dann ein Kontrastprogramm, das
dann doch mit allem bisher Gesehenen und Erlebten eine Einheit
bildet. Im Verwaltungskomplex von Samboja Lestari ist High-Tech
pur angesagt. Hochempfindliche Radar- und Computersysteme
überwachen sämtliche Waldgebiete Indonesiens und registrieren
auch kleinste Veränderungen. Brände können so bereits in ihrer
Entstehungsphase registriert werden und illegaler Holzeinschlag
bleibt nicht unerkannt. So überrascht es nicht, dass Dr. Willie Smits
nicht bei allen Indonesiern beliebt ist. Im Headquarter sind übrigens
auch Mieter aus Europa unter-gebracht. Niemand geringeres als
die Europäische Raumfahrtbehörde ESA nutzt Samboja Lestari, um
Satellitenbewegungen von der südlichen Erdhalbkugel aus zu überwachen.
Am Abend heißt es Abschied nehmen vom kleinen Tropenparadies.
Die Regenwälder lassen wir zurück, um uns spät abends
wieder in den Moloch Jakarta zu stürzen. |
Helmut Merkel (links) und Kurt Schütz mit
einer Rattanpflanze. Der schnell nachwachsende
Rohstoff überzeugt in puncto Nachhaltigkeit
und Umweltverträglichkeit, scheidet
keinerlei schädliche Emissionen aus und
ist CO2 neutral. Ein verstärkter, Einsatz von
Rattan leistet, so Dr. Smits, einen wichtigen
Beitrag zum ökologischen Gleichgewicht.
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